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Meerrettich – Heilpflanze des Jahres 2021
Der scharfe, würzige Meerrettich treibt in Mitteleuropa schon seit dem Mittelalter als Heil- und Würzpflanze den Menschen die Tränen in die Augen. Gerieben wird er traditionell zu Fisch und Fleischgerichten gereicht. Auch herzhafte Gemüse- und Kartoffelgerichte gewinnen durch Meerrettichsaucen das gewisse Extra. Meerrettich ist nicht nur pikant und lecker, seine weiße Pfahlwurzel enthält auch eine lange Reihe an Mineralstoffen und Senfglukosiden, die antibakteriell und spannungslösend wirken. Meerrettich ist so gesund, dass er es zur Heilpflanze des Jahres 2021 gebracht hat.
Frisch hat die scharfe Wurzel das intensivste Aroma und ist dabei nicht mal schwer anzubauen. Einmal angesiedelt, pflanzt er sich dankbar immer weiter aus. Versuch es einmal!
Standort & Boden
Scharfer Typ – Bitte locker bleiben
Meerrettich ist eine relativ genügsame Pflanze, mit wenig Ansprüchen an ihren Boden. Wie viele Gemüse, von denen wir die Wurzeln ernten, bildet der auch der Meerrettich in lockeren, feuchten, humosen Böden die brauchbarsten Wurzeln aus. Sie sind dann lang, dick und gerade, mit wenigen Seitentrieben und wenigen Verzweigungen. Das spart Arbeit beim Gemüseputzen und bei der Verarbeitung. Meerrettich ist eins der wenigen Gemüse, die auch mit halbschattigen Standorten zurechtkommen.
Wandas Tipp
Meerrettich bildet unterirdisch fleißig Rhizome und immer weitere Ausläufer, wodurch er sich oft unerwünscht stark ausbreitet. Wenn du dein Pflanzloch senkrecht mit Folie, zum Beispiel mit Teichfolie, auslegst, beschränken sich die Wurzeln auf diesen Platz. Ansonsten hast du nicht nur viel, sondern immer mehr und me(e)hr Rettich.
Wanda, meine ernte Gemüsegärtnerin und Hobbyköchin
Aussaat & Pflanzung
Länglich währt am besten
Meerrettich bildet unterirdisch an den Rhizomen lange, dünne Seitentriebe, die sogenannten „Fechser“. Diese werden im Herbst von der Hauptwurzel gekappt und dienen als Ableger zur Pflanzung des neuen Meerrettichs. Solche Fechser sind im Fachhandel zur Pflanzzeit erhältlich. Du kannst aber auch im Gemüsehandel ein langes Stück Meerrettich kaufen und für deine Meerrettichkultur verwenden. Achte darauf, dass die Fechser bis zu dreißig Zentimeter lang und zwei Zentimeter dick sind. Gekaufte Meerrettichwurzel, die du zum Pflanzen verwenden willst, sollte ebenfalls zwischen 20 cm und 30 cm lang sein.
Meerrettich muss vorgezogen werden – Lasse viel Platz
Meerrettich braucht Platz, weil er unterirdisch Ausläufer und Seitentriebe bildet. Grabe darum Pflanzlöcher von 50 cm Abstand zueinander. Die Löcher sollten so tief sein, dass du die Wurzeln noch mit gut 5 cm Substrat bedecken kannst, also ungefähr 40 cm, je nach Länge deines Fechsers. In jedes dieser Löcher wird ein Fechser, bzw. eine Meerettichwurzel schräg senkrecht eingelegt. Die Stangen sollten alle in die gleiche Richtung zeigen. Im Frühsommer, von Juni bis Juli zeigen sich die grünen Pflanzenteile des Meerrettichs. Seine Blätter erinnern an die des Sauerampfers. Wenn die Triebe ungefähr 15 cm hoch geworden sind, legst du die Kopfenden der Setzlinge bis auf 7 cm frei. Seitentriebe entfernst du mit einem scharfen Messer. Dies fördert die Ausbildung einer kräftigen Pfahlwurzel. Nach dem Schnitt bedeckst du die Wurzeln wieder mit einer dicken Schicht Kompost oder Terra Preta.
- Pflanztiefe: 40 cm , je nach Länge des Fechsers
- Pflanzabstand: 50cm x 50 cm
- Auspflanzen ins Beet: zwischen März und Mai
- Direktsaat ab: es ist nicht üblich Meerrettich aus Samen zu ziehen
- Keimdauer: die Rhizome treiben nach ungefähr zehn Tagen aus
- Kulturdauer/Erntereif: Meerrettich nur in Monaten mit einem „R“ ernten, die Wurzeln mit der Grabegabel aus dem Boden hebeln
Pflege & Düngung
Sprechender Name
Es ist nicht klar überliefert, warum der Meerrettich seinen deutschen Namen trägt. Als Eselsbrücke ist er aber allemal geeignet. Meerrettich benötigt nämlich viele und regelmäßige Wassergaben, um dicke saftige Wurzeln ausbilden zu können. Versuche, alle drei bis vier Tage gründlich zu wässern.
Wenn du das fleißige Wachstum des Meerrettichs im Zaum halten willst, grabe regelmäßig Wurzeln aus und teile sie. Gartenachbarn freuen sich vielleicht über solche Ableger. Der mehrjährige Meerrettich kann im Frühjahr mit Kompost gedüngt werden.
Ernte & Aufbewahrung
Kalter Keller oder kühle Grube
Meerrettich ist ein Wintergemüse. Geerntet wird es von Oktober bis Januar. Du kannst den Meerrettich mit einer Erntegabel aus dem Boden hebeln. Stich dazu die Gabel tief in den Boden und hebele die Rhizome von tief unten nach oben. So gewährleistest du, dass sie so wenig wie möglich verletzt werden. Anhaftende Erde kannst du jetzt mit einer groben Bürste entfernen und zusätzlich vorsichtig abbrausen. Die frischen Meerrettichwurzeln riechen angenehm nach Erde. Tränentreibend wirken sie erst, sobald sie angeschnitten sind.
Meerrettich hält sich am besten, wenn er kühl aufbewahrt wird. Kühle, dunkle Keller sind gut geeignet. Man kann auch ein 80 cm tiefes Loch in den Boden graben, die Meerrettiche hineinstapeln und mit Erde zudecken. Die obere Schicht sollte zwanzig Zentimeter dick sein. Nach Bedarf kann der Meerrettich nun ausgegraben werden.
Angeschnittene Wurzeln umwickelst du mit einem feuchten Tuch und lagerst sie im Kühlschrank bis zu zwei Wochen. Es ist auch möglich, Meerrettich einzufrieren. Das gelingt besonders gut mit jungen Wurzeln, die älteren werden manchmal zäh. Reinige die Wurzeln und friere sie in Dosen oder Zip-Beuteln ein.
Du kannst nicht nur die ganzen Wurzeln aufbewahren, sondern auch den geriebenen Meerrettich, den du gegen das braun werden mit Zitronensaft beträufelt hast. Gib den geriebenen Rettich in Schraubgläsern in den Kühlschrank. Er hält sich dort bis zu drei Wochen.
Noch mehr Tipps, worauf du bei der Ernte achten solltest.
Schädlinge & Krankheiten
Vorsicht! Bissig!
Durch seinen hohen Gehalt an Senfölen macht sich der Meerrettich unempfindlich gegen Krankheiten und Schädlinge. Hin und wieder wird er von Mehltau befallen. Dem kannst du vorbeugen, indem du die Pflanzen nicht zu dicht setzt und hin und wieder untere große Blätter abzwackst.
Nährstoffe, Verarbeitung & Rezepte
Nicht umsonst Heilpflanze des Jahres 2021
Meerrettich wird in erster Linie als Beilage und in kräftigen Dips verwendet. Reibe oder raspele die sauberen Wurzeln mit einer Küchenreibe oder mit der Küchenmaschine. Der geriebene Rettich oxidiert schnell und wird dann braun. Um dies zu verhindern, träufelst du ein wenig Zitronensaft über die geriebene Masse. Schmecke das Ganze mit Salz und Pfeffer ab. Mit Sahne, Schmand oder Joghurt kannst du allzu scharfen Meerrettich entwaffnen.
Wenn deine Augen nach dem Genuss von Meerrettich wieder trocken sind, wirst du dich nun freuen zu lesen, wie gesund er ist. Besonders Vegetarier profitieren vom hohen Gehalt an B Vitaminen im Meerrettich, insbesondere der Vitamine B1, B2 und B6. Diese Vitamine sind gut für deine Nerven, den Stoffwechsel und für das Immunsystem. Die Mangelerkrankung Skorbut wurde im Mittelalter auch durch Gaben von Meerrettich geheilt, denn er enthält außerordentlich viel Vitamin C.
Auch Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen sind in hoher Dosis im Meerrettich enthalten. Dieses Quartett sorgt für gesunde Knochen und Muskeln.
Meerrettich unterstützt deine Gesundheit nicht nur bei den Mahlzeiten, du kannst dir seine Heilwirkung auch gezielt zunutze machen. Die Heilpflanze des Jahres 2021 wirkt nachweislich antibakteriell und antiviral. So können Virusinfektionen von Lungen und Harnwegen mit Meerrettich erfolgreich behandelt werden. Rheuma und Gicht werden mit Umschlägen aus geriebenem Meerrettich behandelt. Ermüdungskopfschmerzen verschwinden, wenn du den Duft von geriebenem Meerrettich riechst.
Rezept-Inspiration
Meerrettich mal anders
Traditionell wird Meerrettich mit süßen Früchten wie Äpfeln und Preiselbeeren kombiniert. Sei mutig und probiere einmal andere Kombinationen der scharfen Wurzel mit Obst. Wie wäre es mit Meerrettich und Mango oder Quitte in einem Chutney?
Kartoffeln und Meerrettich sind ein Dreamteam
Für einen Kartoffelauflauf mit subtiler Schärfe schneidest du 800 g Kartoffeln in Scheiben und schichtest sie dachziegelartig in eine Auflaufform. Dann mischt du 250 ml Sahne mit 3 TL geriebenem Meerrettich, Salz, Pfeffer und Muskat nach Belieben und gibst die Mischung über die Kartoffeln. Dann kommt alles zusammen bei 180 Grad für 50 Minuten in den Backofen.
Guten Appetit!
meine ernte Möhrenpost
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