Ein autarkes Leben führen

So kommst du dem Traum ein Stück näher

Gerade in Zeiten von weltweit grassierenden Viren und Lockdowns, in denen man doch eher mit Unbehagen vor die Tür tritt, kommt dem ein oder anderen vielleicht wieder einmal der Gedanke, dass ein autarkes Leben doch schon etwas Schönes wäre. Nicht mehr davon abhängig zu sein, dass der Supermarkt geöffnet hat, um frisches Obst und Gemüse zu kaufen, sich selbst mit Wasser versorgen und vielleicht sogar Strom selbst erzeugen – das wäre schon toll. Doch in völliger Autarkie lässt sich in Deutschland nicht leben. Was aber funktioniert und eigentlich gar nicht so kompliziert ist: Einige Maßnahmen ergreifen, die ein möglichst autarkes Leben ermöglichen und einem damit das Gefühl geben, fast unabhängig zu leben.

Autark leben und sich selbst versorgen – der Traum vieler Deutscher. Im Grunde ist dieser Traum gar nicht so schwer zu realisieren. Aber wie genau funktioniert ein autarkes Leben?

Autark leben in Deutschland

„sich selbst genügend, auf niemanden angewiesen“

Mehr als der Hälfte aller Deutschen ab 14 Jahren ist es einer aktuellen Umfrage zufolge wichtig, unabhängig zu sein, bzw. ihr Leben weitgehend selbst bestimmen zu können. 40,61 Millionen Deutsche möchten sich außerdem auch selbst versorgen und vom Staat möglichst unabhängig sein. Man kann also durchaus sagen, dass der Wunsch nach einem autarken Lebensstil in Deutschland groß ist.

Aber „Autark sein“ – Was genau bedeutet das eigentlich? Der Duden definiert „autark“ mit „sich selbst genügend, auf niemanden angewiesen“. Die Bundeszentrale für politische Bildung versteht unter Autarkie auch die vollständige oder teilweise Selbstversorgung eines Haushalts mit Gütern und Dienstleistungen. Genau davon ist in der Regel auch in der Alltagssprache die Rede, wenn man von autarkem Leben spricht. Einige verstehen darunter aber auch die völlige Unabhängigkeit von jeglicher staatlichen Führung, bzw. jeglichen Vorschriften und Regelungen – was politisch eher in Richtung einer Anarchie geht.

Völlig autark zu leben ist, in gerade beschriebenem Sinne, in Deutschland nicht möglich. Jeder Bürger muss beispielsweise krankenversichert sein. Dennoch lassen sich etliche Teilbereiche des Lebens so gestalten, dass man sich möglichst autark fühlen kann. Diese Autarkie fängt beim Anbau von eigenem Gemüse, Obst und Kräutern an – denn der Selbstversorgergarten stellt für ein autarkes Lebens meist das Zentrum dar. Doch Autarkie hört hier lange nicht auf. Sie geht über die Konservierung von Lebensmitteln und die eigene Wasserversorgung und Stromgewinnung und Stromspeicherung, bis hin zu einem grundlegend veränderten Konsumdenken weiter. Das mag recht aufwendig klingen. Doch die Arbeit die man investiert, um autark leben zu können, macht sich mit einer Reihe von Vorteilen bezahlt.

Die Vorteile eines autarken Lebens

  • Ein autarkes Leben ist fast immer ein freieres Leben. Denn wenn du beispielsweise einen Teil deiner Lebensmittel in deinem eigenen Garten selbst herstellst und Strom selbst erzeugst, bist du nicht mehr so stark vom Wirtschaftskreislauf abhängig. Das Gefühl, dass dadurch entsteht, kann enorm befreiend wirken.
  • Allein oben beschriebene Maßnahmen führen meist außerdem dazu, dass du Geld sparst. Ständig frische Lebensmittel aus dem Supermarkt zu kaufen, ist auf Dauer teurer, als einfach in den eigenen Garten zu den Beeten zu gehen. Gerade, was die eigene Stromproduktion angeht, wirst du anfangs vielleicht etwas mehr Geld investieren müssen, Autarkie zahlt sich aber fast immer langfristig in allen Belangen aus.
  • Ein Zusatzeffekt, der sich in der Regel beim Wechsel hin zu einem autarken Leben einstellt, ist außerdem die Zunahme an freiwilligem Verzicht. Je autarker du leben möchtest, desto weniger wirst du im Laufe der Zeit kaufen, konsumieren und verbrauchen wollen. Das spart Geld, Stress, Zeit und Angst um Materielles. Denn du hast irgendwann vielleicht nur noch, was du wirklich brauchst und nutzt.
  • Teil eines autarken Lebens ist zudem meist ein gesünderer Lebens- und vor allem Ernährungsstil. Denn wenn du die Lebensmittel, die du zu dir nimmst, zu Teilen in deinem Garten selbst anbauen und produzieren möchtest, wirst du eben automatisch viel frisches Obst und vor allem Gemüse sowie gute Kohlenhydrate etwa in Form von Kartoffeln zu dir nehmen.
  • Selbstversorgung im Rahmen der Autarkie bringt dich außerdem viel ins Freie. Sei es beim Gemüseanbau im Garten oder beim Sammeln von Kräutern und Beeren in Wäldern und auf Wiesen – Die Natur und das autarke Leben gehören einfach zusammen.
  • Wenn du autark leben möchtest, kann du somit auch nicht faul herumsitzen und warten, dass alles um dich herum von allein entsteht. Du musst aktiv werden. Und genau das ist ein weiterer Vorteil des autarken Lebens: Es zwingt dich zwar zu keinen bestimmten Aktionen und es gibt keinen festen Terminkalender. Dennoch wirst du dich viel bewegen und anpacken, um Ideen und Entscheidungen zu realisieren. Alleine der Anbau von Obst und Gemüse und die Pflege deines Selbstversorgergärtchens werden dich immer wieder fordern und vor neue Aufgaben stellen. Das hält geistig und vor allem körperlich kontinuierlich fit.
  • Letztlich tust du mit einem autarken Leben ebenfalls automatisch auch der Umwelt einen Gefallen. Holst du mehr aus dem Garten, fährst du seltener zum Supermarkt und verbrauchst so kein CO2 (Radfahren bildet natürlich eine Ausnahme). Kaufst du kein Gemüse mehr, sondern baust es in deinem Garten selbst an, fällt kein Plastikverpackungsmüll an. Und reparierst du Dinge häufiger, als alles gleich neu zu kaufen, muss weniger Neues produziert und Altes weggeworfen werden. All das kommt der Natur zugute.

Selbstversorger ernähren sich in der Regel gesund und ausgewogen

7 Schritte in einen möglichst autarken Alltag

1. Autark wohnen

Viele Menschen, die bereits autark leben, haben zunächst ihre gewohnte Wohnumgebung verlassen. Sie haben gerade beim Thema wohnen „abgespeckt“ und sich dem Minimalismus zugewendet. Ob ein Tiny House, ein umgebauter Van, ein Wohnwagen oder ein kleines Holzhäuschen bei einem Bauernhof – all diese und etliche weitere Wohnformen erleichtern das autarke Leben. Vor allem, wenn sich ans kleine Zuhause genügend Grünfläche anschließt, die selbst für den Anbau genutzt werden kann.

Kleinere Häuschen und Wohnräume verbrauchen weniger Ressourcen und vor allem weniger Strom. Wenn du autark auf eher kleinerem Raum lebst, kannst du dich mitunter völlig frei von Stromanbietern machen und deinen eigenen Strom produzieren. Heute bereits für fast jeden finanzierbare Photovoltaikanlagen und dazugehörige Photovoltaik-Speicher ermöglichen es, Strom nicht nur aus der Sonne zu gewinnen, sondern diesen sogar dauerhaft zu speichern. Photovoltaik-Speicher sind somit der Weg in die unabhängige Versorgung mit Strom schlechthin. Wichtig ist nur, dass du auf diverse Kriterien bei der Auswahl achtest, da der Strombedarf und Autarkiewunsch jedes Haushalts doch noch einmal unterschiedlich ist.

Eine eigene Solaranlage auf dem Dach macht dich auch bei der Stromversorgung unabhängig

2. Lebensmittel herstellen und haltbar machen

Zum autarken Leben gehört, wie nun auch schon mehrfach erwähnt, natürlich auch der Selbstanbau von Lebensmitteln in deinem eigenen Gärtchen und deren Haltbarmachung. Gerade zweiterer Punkt ist wichtig, denn du wirst nicht zu jeder Jahreszeit genügend Lebensmittel frisch zur Verfügung haben.

Gemüse und viele Obstsorten kannst du wunderbar einlegen, einkochen, trocknen oder fermentieren. Das ist alles weniger Arbeit als du denkst und du wirst mit Gläsern voller leckerer Lebensmittel belohnt werden, die etwa auch in den Wintermonaten immer zur Verfügung stehen. Ein toller Nebeneffekt: Die haltbar gemachten Lebensmittel werden durch die diversen Prozesse gleichzeitig „veredelt“ und bekommen ganz individuelle Geschmacksnoten.

Wenn du den Platz dafür in deinem Garten hast und gerne tierische Produkte hättest, kannst du mitunter sogar ein paar eigene Tiere halten. Ein kleiner Hühnerstall, ein paar Gänse und vielleicht sogar ein, zwei eigene Schafe beispielsweise nehmen keine riesigen Flächen weg. Eier, Schafskäse und ab und an ein geschlachtetes Huhn oder gar eine Gans erweitern dann deinen autarken Speiseplan.

Übrigens dürfen auch mitten in Wohngebieten Hühner gehalten werden, da sie als Kleintiere gelten. Allerdings sind dann nur vier Hennen und ein Hahn zugelassen. Wichtig ist auch, dass du die Tiere einzeln beim zuständigen Veterinäramt meldest und die Haltung der Tierseuchenkasse mitteilst.

Hühner, Honigbienen und Co. bereichern deinen Selbstversorgergarten

3. Die Gartenerzeugnisse clever nutzen

Gerade, wenn du autark leben möchtest, solltest du wissen, wie du diverse Erzeugnisse aus deinem eigenen Garten clever und vielseitig nutzen kannst. Frisches Obst und Gemüse kannst du natürlich immer direkt verarbeiten und konsumieren. Doch du wirst zum Beispiel auch immer wieder überreifes Obst auflesen. Das sollte auf keinen Fall sofort in den Müll wandern,

Denn die besonders weiche Konsistenz und das oftmals intensivere Aroma überreifer Früchte eignen sich mitunter besonders gut für die Verarbeitung. Folgende Dinge kannst du mit überreifem Obst etwa herstellen:

Kräuter aus deinem Garten eignen sich ebenfalls nicht alleine zum Verfeinern von Mahlzeiten. Aus ihnen kannst du oftmals eigene Salben und Cremes oder Öle und Tees herstellen, die rein aus natürlichen Materialien bestehen. Hast du beispielsweise viel Spitzwegerich in deinem Garten? Er lässt sich zu einer Salbe gegen Insektenstiche und Entzündungen verarbeiten. Schafgarbe wiederum kannst du trocknen und als Tee gegen Menstruationsbeschwerden, Hautprobleme und Krämpfe nutzen. Viele Kräuter haben heilende Eigenschaften und ermöglichen es dir als Teil deines Gartens, vielleicht auch was die medizinische Versorgung angeht, etwas autarker zu werden.

4. Kompostieren

Zur Autarkie gehört auch das Kompostieren dazu. Denn wenn du deinen Müll nicht abholen lassen möchtest, musst du selbst dafür sorgen, dass Lebensmittelreste und biologische Abfälle irgendwie verschwinden. Ein Kompost in einer Ecke deines Gartens ist nicht nur ein einfacher Weg den Müll auf natürlichem Wege loszuwerden. Er verwandelt diesen sogar zusätzlich in frische und nährstoffreiche Erde, die du etwa wieder für deine Gemüse- oder auch Kräuterbeete verwenden kannst.

Ein klassischer Holzkompost verwandelt deine Küchen- und Gartenabfälle zu wertvoller Komposterde

5. Eine eigene Wasserversorgung schaffen und das Abwasser loswerden

Etwas komplizierter als die Herstellung eigener Lebensmittel ist die eigene und autarke Wasserversorgung, die dir ermöglicht, nicht mehr auf Leitungswasser oder gar Wasser aus Flaschen aus dem Supermarkt zurückgreifen zu müssen. Wasser brauchst nicht nur du zum Trinken, Wasser brauchen vor allem auch deine Pflanzen und Beete, damit dein Garten stets blüht und gesund bleibt.

Grundsätzlich bietet sich Regenwasser an, dass du in Tonnen sammelst, um deine Pflanzen zu versorgen. Brauchst du mehr Wasser und möchtest du nicht vom Regen abhängig sein, kannst du über eine eigene Brunnenbohrung im Garten nachdenken. Das Bohren von Brunnen muss in Deutschland allerdings der Behörde gemeldet und von dieser genehmigt werden.

Willst du Brunnen- oder Regenwasser übrigens selbst auch trinken, statt es vielleicht nur zusätzlich zum Waschen und Duschen zu verwenden, solltest du es vorher unbedingt aufbereiten. Entsprechende Aufbereitungsanlagen können je nach Größe recht teuer sein, meistens sind aber auch diese bezahlbar und lohnen sich bereits nach wenigen Jahren oder gar Monaten.

Um die eigenen Beete mit ausreichend Wasser zu versorgen, ist manchmal das Bohren eines eigenen Brunnens die beste Lösung

6. Nach Secondhand, statt Neuware suchen

Wenn du dich größtenteils selbst versorgst und kaum noch von anderen abhängig bist, ist es natürlich umso ärgerlicher, wenn du dennoch verschiedene Dinge stets neu kaufen musst. Auch der Verpackungsmüll und das Gefühl, mit einem Neukauf industrielle Kreisläufe zu unterstützen, denen du ja vielleicht eigentlich entgegenwirken möchtest, mildern das Gefühl von Autarkie. Daher gilt: Versuche doch immer zuerst, dich auf verschiedenen Portalen und diversen Börsen umzuschauen, ob du etwas, das du brauchst, nicht auch in gebrauchtem Zustand findest.

Nicht nur sind Secondhandwaren oftmals noch genauso „gut“ und funktionsfähig, wie Neuwaren, sie sind meistens auch deutlich günstiger. Du sparst mit Secondhandwaren also bares Geld, schonst die Umwelt und tust ehemaligen Eigentümern, die keinen Nutzen mehr für etwas haben, ebenfalls einen Gefallen.

7. Müll und Verbrauch reduzieren

Damit kommen wir auch zu unserem letzten Punkt und Schritt in die Autarkie: Du solltest insgesamt versuchen, weniger zu verbrauchen und dadurch auch weniger Müll zu produzieren. Das erleichtert dir dein autarkes Leben ungemein. Denn wer autark lebt, geht oftmals irgendwann auch keinem geregelten, „herkömmlichen“ Beruf mehr nach und hat so vielleicht auch kein normales Einkommen. Sparen und genaues Planen von Einkäufen, um nichts Überflüssiges zu besitzen oder gar wegwerfen zu müssen, sind obligatorische Maßnahmen im autarken Leben.

Und selbst wenn du noch ganz normal deinem Beruf nachgehst, wirst du merken, dass autark sein eben trotzdem immer Verzicht und eine Reduzierung des Verbrauchs jeglicher Ressourcen bedeutet. Schaffst du es, dich an ein solches minimalistischeres, aber oftmals intensiveres Leben zu gewöhnen, wirst du mitunter ein ganz neues Gefühl von Freiheit erleben können. 

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