Gemüsepflanzen pikieren

Tomaten, Paprika, Chili, Kürbis, Zucchini und Auberginen – all diese wärmeliebenden Gemüsepflanzen werden von uns in den Wohnungen, Gewächshäusern und auf Balkonen liebevoll vorgezogen, bevor sie nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Gemüsebeet im Freiland gesetzt werden. Dieser kleine Wachstumsvorsprung durch das Vorziehen kommt am Ende deiner Ernte zugute. 
Ein wichtiger Schritt bei der Anzucht von Jungpflanzen ist das Pikieren, also das Umsetzen (Vereinzeln) der Gemüsekeimlinge in einzelne Anzuchttöpfe. Durch das Pikieren ziehst du kräftige und robuste Gemüsepflanzen groß, die dich mit einer reichen Ernte im Sommer beschenken werden. Wurzelenden werden dabei zufällig oder auch bewusst gekürzt und bilden sich so stärker in die Breite aus. 

Starke Wurzeln als Basis – deshalb lohnt sich Pikieren!

Bei der Anzucht säst du dein Saatgut üblicherweise zunächst in einer Saatschale oder einem größeren Topf aus. Sobald die Keimlinge größer werden, hast du einen guten Überblick, welche Jungpflanzen kräftig genug zur Weiterpflege sind und welche Pflanzen nicht gut angewachsen sind. Es kommt ebenfalls immer wieder vor, dass einzelne Saatkörner gar nicht aufgehen.
Sobald die Keimlinge etwas größer werden, fangen sie an, um die nährstoffreiche Erde, den Platz und das Wasser in der Saatschale zu konkurrieren. Sie benötigen mit der Zeit mehr Platz für ein gutes und starkes Wachstum, weshalb sie in einzelne Töpfchen gesetzt werden sollten.
Das Umsetzen deiner Gemüsekeimlinge ermöglicht dir gleich mehrere Maßnahmen, um das Wurzelwachstum zu stärken. Tief ins Erdreich ausgebildete, kräftige Wurzeln sind die wichtigste Grundlage, damit deine Gemüsepflanzen im Garten warme Perioden aus eigener Kraft nach Wasser im Boden suchen können und nicht so stark auf deine Bewässerung angewiesen sind.
Durch das Pikieren können außerdem Fehler bei der Aussaat ausgebessert werden und z. B. vergeilte Pflanzen gerettet werden. 

 

Welche Pflanzen sollte man pikieren?

Nicht alle Gemüsepflanzen eigenen sich zur Voranzucht und müssen somit auch nicht pikiert werden. Gemüse wie z. B. Pflücksalate oder alle unterirdisch wachsenden Gemüse wie Möhren oder Radieschen sind klassische Sorten, die direkt ins Freiland eingesät und somit auch nicht pikiert werden.
Typische Pflanzen, die pikiert werden, sind Tomaten, Paprika, Chili, Kohlsorten und Kopfsalate. Überlege dir zunächst, wie viele Pflanzen du in deinem Garten oder auf deinem Balkon anpflanzen möchtest und wähle von deinen Gemüsekeimlingen nur die stärksten Pflanzen aus.
Wenn du zu viele Keimlinge hast oder dich nicht von den schwächeren Jungpflanzen trennen möchtest, dann kannst du sie an Freunde und Bekannte verschenken und sie mit deiner Gartenbegeisterung anstecken! 

 
 

Wann Pikieren?

Du solltest deine Gemüsepflanzen pikieren, sobald sich die ersten beiden „Laubblätter“ zeigen. Laubblätter sind die Blätter, die nach den ersten kleinen Keimblättern an deinem Sprössling sichtbar sind.

Ein weiterer Hinweis, dass deine Keimlinge mehr Platz und Nährstoffe benötigen ist, wenn sie einen sehr hellen Grünton haben und nicht satt grün sind. 

Bei Tomaten ist der Zeitpunkt zum Pikieren meist nach ca. zwei Wochen erreicht, wobei das Aussehen deiner Pflanzen ein wichtigerer Indikator ist. 

Pikieren – Schritt für Schritt

Beim Pikieren wählst du die kräftigsten Keimlinge aus, da diese später die ertragreichsten Gemüsepflanzen werden. Beachte, dass deine Keimlinge noch sehr empfindlich sind und übe nie Druck mit den Fingern aus oder zerre an den Pflanzen, um sie aus der Saatschale zu bekommen. Besonders der Stängel deiner Pflanze ist wichtig für die Wasserversorgung. Fasse deine Pflanzen an den Keimblättern oder am Wurzelballen an, um Verletzungen am Stängel zu vermeiden.

Du benötigst: 

So geht’s: 

  1. Lockere die Erde deiner Saatschale vorsichtig mit dem Pikierstab neben den Keimlingen auf und hebe sie an ihrem Wurzelballen bzw. ziehe sie sanft an den Blättern aus der Saatschale heraus
  2. Fülle die Pflanztöpfe mit Erde und drücke diese leicht an. Lass noch etwas Platz in den Pflanztöpfen, sodass du später nochmal Erde auffüllen und den Pflanzen zusätzlichen Halt geben kannst. 
  3. Mit dem Pikierstab machst du ein großes Loch in die Erde. 
  4. Wähle die stärksten Keimlinge aus. 
  5. Wenn die Wurzel deines Keimlings besonders lang ist, kannst du sie auf eine Länge von ca. 1,5 cm kürzen (mit dem Finger abknipsen) und vorsichtig in das Loch in deinem Pflanztopf setzen. Durch die verkürzte Wurzel wird das Wachstum von kräftigen Seitenwurzeln angeregt. Setze den Keimling bis zum Ansatz der Keimblätter in die Erde. 
  6. Drücke die Erde rund um deinen Keimling mit dem Pikierstab oder den Fingern an. 
  7. Wässere deinen Pflanztopf von unten oder vorsichtig von oben. So wird der Kontakt zwischen deiner Gemüsepflanze und der neuen Erde hergestellt und sie kann gut anwurzeln.
  8. Markiere deine Pflanztöpfe mit der Gemüsesorte. Besonders Kohlarten lassen sich als Jungpflanzen schlecht unterscheiden. 
  9. Stelle deine Pflanzen zunächst kühl bei ca. 15 C° auf und gewöhne sie erst nach einigen Tagen wieder an die Wärme und Sonne. 

Unser Video zeigt dir, wie du richtig pikierst:

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Mehr Informationen

Die richtige Erde beim Pikieren

Für die Aussaat verwendest du nährstoffarme Aussaat- oder Kräutererde. Diese suggeriert den Pflanzen, dass sie nach Nährstoffen suchen müssen und sie bilden mehr Wurzeln aus. Nach dem Pikieren kannst du auf Blumenerde, ein Gemisch aus Kompost und Aussaaterde bzw. Kokosfasererde oder spezielle Gemüse- bzw. Tomatenerde wechseln. Die Pflanzen benötigen jetzt Nährstoffe für ihr Wachstum. Schimmelt deine Erde, dann ist dies ein Anzeichen, dass sie zu feucht ist oder schon Schimmelsporen in der Erde waren. Lasse den Pflanztopf antrocknen! Düngen musst du deine Pflanzen zunächst nicht. Ist noch ein lange Zeitperiode hin (4 – 5 Wochen), bis deine Pflanzen ins Freiland gesetzt werden können, dann solltest du über den Einsatz von organischem Dünger nachdenken.

Pflanztöpfe für Jungpflanzen

Die Größe deiner Pflanztöpfe hängt davon ab, wie lange sie noch unter deiner Obhut wachsen werden und wann du deine Pflanzen ins Freiland bringst.
Generell sollte der neue Pflanztopf für eine Jungpflanze immer größer sein und somit mehr Erde und Nährstoffe fassen. Wenn deine Pflanze nach dem Pikieren zügig ins Freiland soll, dann kannst du einen kleinen Topf von 15 cm Höhe wählen, damit dieser bis zur Pflanzung durchwurzeln kann. Solltest du doch noch mit der Auspflanzung ins Beet warten müssen, weil die Temperaturen draußen zu kalt sind, dann kannst du die Pflanzen auch ein weiteres Mal in einen größeren Topf umsetzen. Achte darauf alle Pflanztöpfe gut zu beschriften! 

Vergeilte Pflanzen retten

Einige Gemüsepflanzen wachsen durch zu wenig Licht und warme Temperaturen sehr schnell in die Höhe und entwickeln dadurch nur schwache Stängel und oftmals eine blasse Farbe. Diese Pflanzen sind vergeilt. Falls du einige schwache, fadenartige Pflänzchen hast, ist Pikieren die Gelegenheit, diese Pflanzen doch noch zu retten. Dafür gehst du die Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Pikieren durch und achtest mit besonderer Vorsicht auf die Stängel der Pflanzen. Setze die Jungpflanzen so tief wie möglich, bis dicht unter die Keimblätter, in die neue Pflanzerde. So können sie Seitenwurzeln entwickeln und stabiler werden! 

Jungpflanzen pflegen – nach dem Pikieren

  • Stelle deine frisch pikierten Pflanzen zunächst kühl bei ca. 15 C° auf und gewöhne sie nach einigen Tagen wieder an die Wärme und Sonne
  • Stelle sie nur warm, wenn auch ausreichend Licht vorhanden ist, sonst werden sie lang, dünn und instabil wachsen (vergeilen)
  • Gieße nicht zu viel, die Erde darf oberflächlich auch mal austrocknen. Deine Pflanzen entwickelt so kräftige und robuste Wurzeln – komplett austrocknen darf der Pflanztopf dabei aber nicht

Zu Beginn wirst du kaum eine Veränderung deiner Jungpflanze sehen, da sie ihre Kraft zunächst in das Wurzelwachstum steckt. Also auch wenn du nach ein paar Tagen noch keine sichtbare Veränderung hast, dann warte geduldig ab. Sobald die Pflanze kräftige Wurzeln hat, wird sie auch ihr Blattwerk wachsen lassen!

Natalie hat langjährige Gartenerfahrung und zieht im Frühjahr viele Pflanzen für ihren Garten vor. Dabei nutzt sie verschiedene Techniken wie das Pikieren, um möglichst kräftige Jungpflanzen heranzuziehen.

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